Ob Internetdienst oder prominente Person, nach jedem Hack folgen die gleichen Ermahnungen. Ein sicheres Passwort sei Pflicht. Es schütze vor Datenklau und Leaks. Aber auch dieses Jahr stellt das Hasso-Plattner-Institut fest, dass viele die Warnungen nicht beachten. Seit es Passwörter gibt, sind stets die gleichen Kombinationen besonders beliebt. Und für Experten grenzt das an Verantwortungslosigkeit.
Die 3 beliebtesten Passwörter 2019
Die Top 3 der Kennwörter ändert sich im Jahresvergleich kaum. Auch dieses Jahr sind bekannte Zeichenfolgen auf den ersten Plätzen:
- 123456,
- 123456789,
- password.
Einerseits sind die leicht zu erraten. Andererseits sind sie wenig kreativ. Trotzdem werden sie von mehr als 10 % der Internetuser bevorzugt. Aber nicht nur ausnahmsweise, sondern regelmäßig. Die Anforderungen an sichere Kennwörter sind allerdings auch hoch. Grundsätzlich sollten sie möglichst komplex sein. Deswegen wird folgender Aufbau empfohlen:
- ca. 13 bis 15 Zeichen, bestehend aus
- Groß- und Kleinbuchstaben,
- Zahlen und
- Sonderzeichen.
Die Zeichenkombination sollte möglichst willkürlich wirken. Andernfalls könnte sie vielleicht aus bekannten persönlichen Daten abgeleitet werden. Und? Wie sicher sind deine Passwörter im Vergleich mit diesen Auflagen? Gehörst du auch zu den Menschen, die einfache Passwörter bevorzugen? Falls ja, können wir ein wenig Entwarnung vermelden. Denn ein sicheres Passwort schützt dich im Internet auch nur teilweise. Die drei wichtigsten Infos findest du nachfolgend.
Punkt 1: Ein sicheres Passwort schützt im Internet deutlich weniger als offline!
Für Windows oder allgemein für deinen Computer, ist ein komplexes Passwort sehr sinnvoll. Es erschwert es Unbefugten ungemein, sich Zugang zu deinen Daten zu verschaffen. Offline ist dein Kennwort aber auch der kritischste Faktor. Im Internet gilt diese Regel nur sehr eingeschränkt. Denn Leaks resultieren nicht aus gehackten Passwörtern. Stattdessen wurde meistens eine Internetseite oder ein Dienst gehackt.
Bei den bekannten Hacks wurden oftmals Schwachstellen und Programmierfehler ausgenutzt. Durch diese Sicherheitslücken konnten die Angreifer dann auf die Benutzerdatenbank des jeweiligen Anbieters zugreifen. Und schlimmstenfalls waren die Passwörter sogar unverschlüsselt in dieser Datenbank gespeichert. Die Benutzer waren also nicht schuld. Deswegen kann dich ein sicheres Passwort auch nur bedingt schützen. Wenn Betreiber Fehler machen, können Zugangsdaten nämlich mit wenigen Klicks abgerufen werden. Ohne, dass du sofort davon erfährst…
Vorsicht! In öffentlichen Netzwerken (Hotspots) können Unbefugte deinen Datenverkehr abfangen und auslesen. Auch so kommen deine privaten Daten schnell in falsche Hände. Ein VPN kann mit seiner Verschlüsselung davor schützen. In diesem Beitrag erfährst du mehr darüber!
Punkt 2: Du machst es Angreifern leicht, wenn du immer das gleiche Kennwort benutzt!
Ein sicheres Passwort kann man sich oft nur schwer merken. Und es ist weniger bequem beim Surfen. Gerade dann, wenn man viel im Internet unterwegs ist. Dieses Problem kennen wir alle. Viele begehen deshalb einen großen Fehler! Sie benutzen für alle Webseiten die gleichen Zugangsdaten. Dann ist es allerdings auch vollkommen egal, wie sicher dein Passwort ist. Du öffnest damit „bösen Hackern“ alle Türen. Auf jeden Fall sind deine Daten so nicht mehr geschützt.
Der Grund dafür ist einfach. Haben Angreifer erst einmal Zugangsdaten gestohlen, testen sie diese auch auf anderen Webseiten. Benutzt du überall das gleiche Kennwort und den gleichen Benutzernamen, haben sie nicht nur auf den gehackten Dienst Zugriff. Sie können auf einmal alle deine Accounts übernehmen. Daher verfügen viele Browser inzwischen über eine Funktion, ein zufällig generiertes Passwort für dich zu stellen und für die jeweilige Webseite zu speichern. Der Ansatz ist gut. Allerdings auch wieder mit Vorsicht zu genießen!
Passwort-Manager können deine Sicherheit im Internet verbessern
In einem Browser gespeicherte Zugangsdaten sind kaum geschützt. Es gibt zahlreiche Programme, die so gesicherte Passwörter klauen können. Oftmals sind sie sogar kostenlos verfügbar. Und diese sogenannten „Stealer“ sind weiterhin bei Angreifern beliebt. Stattdessen solltest du ein sicheres Passwort auch sicher speichern. Dazu gibt es ebenfalls seit längerem spezielle Browser-Erweiterungen und (kostenpflichtige) Dienste im Internet. Dazu gehört zum Beispiel Blur von Abine oder das Tool LastPass.
Allerdings sind diese Dienste kostenpflichtig. Zumindest immer dann, wenn du sie komfortabel und ohne Einschränkungen nutzen willst. Eine komplett kostenlose Alternative ist KeePass. Das Open Source-Projekt hat einen sehr guten Ruf und hilt als sehr sicherer Password-Manager. Vor allem ist es für immer mehr Betriebssysteme verfügbar. So profitierst du schnell und einfach von deutlich mehr Internetsicherheit und einem verbesserten Schutz deiner Privatsphäre. Andererseits sollte du den dritten Punkt ebenfalls kennen, um wirklich vor Leaks und Hackerangriffen umfangreich geschützt zu sein.
Punkt 3: Kombiniere ein sicheres Passwort mit einer Zwei-Faktor-Authentisierung (2FA), um dich wirklich zu schützen!
Auch wenn du für jedes Benutzerkonto ein eigenes sicheres Passwort benutzt und diese sicher lokal auf deinem Endgerät speicherst. Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es leider nicht. Geschickte Angreifer könnten trotzdem deine Identität klauen und deine Zugänge illegal nutzen. Entweder bringen sie dich irgendwie dazu, ihre Schadsoftware zu installieren. Oder sie locken dich auf eine Phishing-Seite und du verrätst ihnen alle wichtigen Daten von ganz alleine ohne es zu merken. Aber auch davor kannst du dich recht gut schützen!
2FA-Methoden: perfekte Ergänzung für dein sicheres Passwort
Bei der Zwei-Faktor-Authentisierung meldest du dich nicht nur mit deinem Benutzernamen und deinem Kennwort auf einer Internetseite an. Zusätzlich musst du deine Identität noch einmal in einem zweiten Schritt bestätigen. Teilweise musst du dazu ein Einmalpasswort aus einer App oder zum Beispiel einen SMS-Code eingeben. Es sind verschiedene Verfahren denkbar und verbreitet. Letztlich ist die 2FA aber nichts anderes als die TAN-Eingabe beim Online-Banking. Und solche Einmalpasswörter oder -codes im richtigen Moment zu stehlen oder zu erraten, ist ungemein schwierig.
Allerdings schützt dich solch ein Verfahren nicht davor, dass dein Passwort gestohlen oder Unbekannten in die Hände. Dafür bietet die 2FA jedoch einen ganz anderen Vorteil. Selbst für den Fall, dass dein sicheres Passwort anderen bekannt ist, können sie am Ende nicht auf deinen Benutzeraccount zugreifen. Spätestens bei der Abfrage des Einmalpassworts oder irgendeines Codes müssen sie ihren Angriff abbrechen. Das verschafft wir vor allem Zeit. Zeit genug, um deine Passwörter in diesem Moment sukzessive zu ändern.
Überall, d.h. auf jeder Internetseite, auf der es möglich ist, solltest du das Verfahren deswegen einrichten. Selbst bei ansonsten gleichem Passwort kommen Angreifer dann erst einmal nicht an deine Daten heran! Und gerade die Zeit ist bei einem Hack inklusive Leak einer der wichtigsten Faktoren!
Statt Social Media-Dienste lieber ein sicheres Passwort UND 2FA nutzen
Aber Achtung! Wenn du einen Social Media-Account nutzt, um dich auf anderen Webseiten anzumelden, ist das keine 2FA-Methode. Im Gegenteil: damit bring dir am Ende vermutlich nicht einmal mehr ein sicheres Passwort etwas. Obwohl Facebook, GMAIL und unter anderem nun auch Apple es ermöglichen, dich mit deinem Account inklusive aller Daten für andere Dienste zu registrieren. Dadurch hast du noch lange nicht eine weitere Schutzebene für deine Sicherheit im Internet geschaffen.
Ganz im Gegenteil: wie in Punkt 2 bereits beschrieben, wirst du so eher noch weitere Probleme bekommen. Vermeide solche Fremdlogins für Webseiten. Andernfalls riskierst du, ein Opfer von Identitätsdiebstahl oder internationaler Online-Kriminalität zu werden.
Du wurdest gerade gehackt? Deine Zugangsdaten wurden im Internet veröffentlicht? In diesem Beitrag erfährst du, worauf du jetzt achten solltest!
Fazit: Ein sicheres Passwort ist empfehlenswert, für einen umfangreichen Schutz deiner Daten ist aber mehr erforderlich!
Letztlich ergibt sich in der Zusammenfassung ein eindeutiges Bild. Ein sicheres Kennwort ist allein schon Dank der gängigen Browserfunktionalitäten schnell erstellt. Allerdings solltest du deine Kennwörter nicht im Browser, sondern in einer davon losgelösten, sicheren Software hinterlegen. Mit einem dieser Password-Manager hast du außerdem auch weniger Probleme, dir alle Kennwörter merken zu können. Für sich allein genommen schützt dich das aber nicht optimal.
Mithilfe einer 2FA kannst du den Schutzfaktor jedoch deutlich erhöhen. Selbst wenn dein Passwort von irgendeiner Internetseite gestohlen wird. Spätestens beim Versuch, deine Zugangsdaten zu missbrauchen, wird es der Angreifer schwer haben. In der Regel wird er sich keine direkten Zugriff auf das betreffende Konto verschaffen können. Du siehst also, ein sicheres Passwort reicht einerseits nicht aus. Andererseits kann ein besonders umfangreicher Schutz daraus resultieren, wenn du dich stets an unsere Punkte erinnerst.
Als Vorsatz für das neue Jahr eignet sich die Änderung des eigenen Umgangs mit Passwörtern jedenfalls sehr gut. In diesem Sinne wünschen wir dir für die letzten Stunden des Jahres 2019 viel Spaß und einen gelungenen Start in das neue Jahr!